Gedenktafel am Stammhaus der Mendelssohn-Bank

Im Sommer 2002 bildete sich in Berlin auf Initiative der Mendelssohn-Gesellschaft ein "Gesprächskreis Geschichtsmeile Jägerstraße" mit dem Ziel, die fast vergessene Geschichte der Familie Mendelssohn wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzurufen.

Zu dem Gesprächskreis gehörten, neben der Mendelssohn-Gesellschaft, Anrainer der Jägerstraße, historisch interessierte Institutionen und engagierte Bürger. Der Gesprächskreis ging später im Geschichtsforum Jägerstraße auf, das 2009 mit der Mendelssohn-Gesellschaft fusionierte.

Unmittelbar nach der Gründung nahm der Gesprächskreis in Aussicht, am Stammhaus der Mendelssohn-Bank in der Jägerstraße 51 am Berliner Gendarmenmarkt eine Gedenktafel anzubringen. Die Inschrift für die Gedenktafel wurde formuliert, ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben und Sponsoren wurden für das Vorhaben interessiert. Aufgrund des Wettbewerbs erhielt die Berliner Bildhauerin Annelies Rudolph den Auftrag, ihren Entwurf zu realisieren.

Die Inschrift

Die Tafel zeigt auf der rechten Seite folgende Inschrift zur Historie des Gebäudes und des Bankhauses:

"In diesem Gebäude befand sich seit 1815 das Bankhaus der Brüder Joseph und Abraham Mendelssohn. Die Familie Mendelssohn machte ihr Geschäfts- und Wohnhaus über Generationen zu einem Treffpunkt für Künstler und Gelehrte. Das 1795 gegründete Unternehmen expandierte im 19. Jahrhundert zur größten Berliner Privatbank. 1938 wurde das Bankhaus Mendelssohn & Co. unter dem Druck der Nationalsozialisten liquidiert."

Auf der linken Seite zeigt die Tafel das Emblem der Mendelssohns: den wachsamen Kranich mit einem Stein in der Kralle unter dem Spruch "Ich wach".

Erläuterung zur Tafel

Die Bildhauerin hat ihren Entwurf der Gedenktafel wie folgt erläutert:

"Die Jägerstraße liegt - mit geringer Abweichung - auf der Ost-West-Achse. Das Sonnenlicht fällt im Frühjahr, Sommer und Herbst am Vormittag von rechts auf die Fassade des Hauses, am Nachmittag von links. Mittags steht die Sonne frontal zur Fassade. Ich beziehe den Lichteinfall in meinen Entwurf ein.
Mitten im Emblem der Mendelssohn-Bank steht das Wort "Ich wach". Diese Aussage bedeutet: Gefahren rechtzeitig erkennen und abwenden, Haus und Familie schützen können. Das Wachsam-Sein ist der Schutz des Hauses, ist ein Schild gegen die Gefahren. Deshalb habe ich die Gedenktafel wie einen Schild nach außen gewölbt.
Der Lichteinfall kommt der Formgestaltung und dem Material (handpolierte, helle Bronze) sehr entgegen. Die Gedenktafel soll bewusst ein leuchtendes Zeichen sein und ist als Unikat für das Mendelssohn-Haus gestaltet.
Die Maße der Gedenktafel sind ca. 1,15 m x 0,80 m. Der Text befindet sich auf der rechten, das Emblem (Durchmesser ca. 0,30 cm) auf der linken Seite der Tafel."

Enthüllung

Die von der Bildgießerei Hermann Noack hergestellte Bronzetafel wurde an der Fassade des Hauses Jägerstraße 51 angebracht und am 21. Januar 2004 zum 200. Gründungstag des Bankhauses Joseph & Abraham Mendelssohn in Anwesenheit des Berliner Kultursenators Thomas Flierl und des Chefs der Senatskanzlei André Schmitz feierlich enthüllt.